Wir sind vernetzter als je zuvor. Durch Twitter, Instagram, Facebook und Co. haben wir ein größeres Netzwerk an „Freunden“ als je zuvor. Und doch verspüren wir mehr Einsamkeit als je zuvor.
Während das Gefühl der Einsamkeit früher hauptsächlich im Personenkreis über 60 Jahren verbreitet war, hat Corona eine neue besonders gefährdete Personengruppe hervorgebracht: Männer zwischen 30 und 40 Jahren. Bei unseren Senioren kann man sich das vielleicht noch so erklären, dass die Benutzung von Technologie und sozialer Netzwerke weniger verbreitet ist und dass ab einem gewissen Alter der gleichaltrige Bekanntenkreis aufgrund von Todesfällen vermindert. Bei Männern zwischen 30 und 40 Jahren kommen wir mit diesem Erklärungsansatz nicht weit.
Das Gefühl der Einsamkeit ist auf dem Vormarsch. Auch junge Personen sind mehr und mehr betroffen.
Andere Umfragen ergeben, dass beispielsweise in Deutschland vor der Corona-Pandemie die gefühlte Einsamkeit bei rund 10% der Bevölkerung lag und mittlerweile über 26% betrifft. Wieder andere Statistiken kommen zu dem Schluss, dass sich 40 bis 60% der Bevölkerung mittlerweile regelmäßig einsam fühlen. Insbesondere sei die Einsamkeit bei Personen zwischen 15 und 30 Jahren auffällig gestiegen. Objektive Statistiken zu diesem Thema zu finden, ist nicht leicht, da Einsamkeit ein subjektives Empfinden beschreibt. Gemein haben sie alle, dass die Einsamkeit auf dem Vormarsch ist.

Alleinsein können wir noch eher objektiv greifen. Das kann Personen beschreiben, die isoliert leben, denen es an sozialen Kontakten mangelt oder die kaum in soziale Netzwerke eingebunden sind. Darunter fallen typischerweise Personen, die keinem Angestelltenverhältnis nachgehen, etwa selbstständig, erwerbslos oder pensioniert sind. Oder Personen, die isoliert wohnen und sich nicht regelmäßig in Gruppen einbinden.
Der große Widerspruch ist hingegen, dass wir allein sein können, dabei aber keineswegs einsam oder wir sind alles andere als allein, fühlen uns aber innerlich einsam. Wir gehen in der Masse unter oder in der Anonymität der Großstadt. Wir haben mehrere Tausende Follower auf Instagram, aber niemanden, den wir anrufen können, wenn wir krank sind und gerne einen Tee oder eine Suppe gekocht bekommen möchten.
Wir können allein sein, aber nicht einsam. Viel häufiger sind wir keineswegs allein, aber innerlich einsam.
Einsamkeit wird oft als eine innere Schwere oder Leere erlebt, ein unangenehmes, bedrückendes Gefühl. Und Einsamkeit ist mittlerweile so weit in den Mittelpunkt gerückt, dass auch der Zusammenhang zwischen Einsamkeit und körperlichen Erkrankungen betrachtet wird. Die Ergebnisse hierzu sind nicht ermutigend. Chronische Einsamkeit verursacht chronischen Stress im Körper. Angstzustände, Schlafstörungen oder Depressionen können die Folge sein, aber auch Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder ein vorzeitiges Altern.

Wie können wir die Lücke zwischen Alleinsein und Einsamkeit schließen? Wie schaffen wir es, in diesem Zeitalter der Schnelllebigkeit und Vernetzung nicht aus dem Netz zu fallen und uns ausgeschlossen zu fühlen?
Meine Antwort dazu lautet durch Authentizität. Wer sich verstellt, um zu einer Gruppe dazuzugehören, verliert sich bald selbst. Man merkt schnell, dass man dann zwar Teil einer bestimmten Gruppe ist, aber nicht wirklich dazugehört. Diese Art der Dazugehörigkeit setzt voraus, dass wir eine Maske aufsetzen, Vorlieben und Hobbies teilen, die uns eigentlich gar keinen Spaß machen und dann vielleicht sogar in Aktivitäten mitmischen, die uns Unbehagen bereiten. Besonders auf Social Media ist es verbreitet eine Maske aufzusetzen, nur die schönen Ausschnitte von sich selbst und vom Leben preiszugeben, auch wenn der Rest nicht gar so rosig aussieht. Eben dieses Bild begegnet uns allen dann wieder und lässt uns in dem Glauben zurück, dass bei den anderen alles schöner, leichter oder abenteuerlicher ist.
Meine Lösung für Einsamkeit heißt Authentizität. Zeige, wer du wirklich bist und erfahre wahre Dazugehörigkeit.
An dieser Stelle brauchen wir genug Mut, das Maskenaufsetzen zu durchbrechen; genug Mut, authentisch uns selbst mit all unseren Schwächen und Makeln zu zeigen. Diesen Mut kannst du auf den sozialen Medien oder im echten Leben aufbringen. Trau dich doch mal, etwas „Echtes“ zu posten, eine Seite von dir, die du normalerweise versteckst, eine Sorge oder eine Macke. Und sieh zu, wie viele Leute, mit genau dieser vermeintlichen Schwäche resonieren, weil sie eben auch nur menschlich und nicht perfekt sind.